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Landschaftspark Rütli Seelisberg

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Das Rütli, durch den Rütlischwur als «Wiege der Schweiz» berühmt, kommt als Schweizerisches Nationaldenkmal ohne eigentliches Monument aus. Die Landschaft als Ganzes bildet das Denkmal, der berühmte Dreiländerbrunnen und die Rütliwiese sind nur Teile des grösseren Ganzen. Folgerichtig wurde der Ort bereits im 18. Jahrhundert als Landschaftspark gestaltet, der das laut Schiller «unwirtliche Gestade» des Vierwaldstättersees als ideale Landschaft inszeniert. Die sorgfältige, perspektivische Staffelung raumwirksamer Elemente wie Lichtungen und Einzelbäume, Sichtachsen und Follies schuf das Bild einer Voralpenidylle, in der sich die Schweiz wiederfand.

In diesem bedeutungsschweren Kontext trägt das Landschaftsentwicklungskonzept drei Ebenen Rechnung: dem ökologischen Aspekt der vorlapinen Uferlandschaft, dem landwirtschaftlichen Aspekt, aber auch der denkmalpflegerischen Ebene und den daraus folgenden Nutzungsansprüchen zwischen Kultur und Erholung. Mit gezielten Pflegemassnahmen wurden die grundlegende Qualitäten des Parks wiederhergestellt: Wichtige Blickachsen, die verwachsen waren, wurden freigestellt und machen die felsige, voralpine Szenerie und den See wieder sichtbar. Die Kammerung der Landschaft spielt mit der Dramaturgie von Exponiertheit und Verborgenheit, mit der geheimnisumwobenen Atmosphäre, die dem Treffen der Eidgenossen am Rütli anhaftet. Die Landschaft wie auch ihre landwirtschaftliche Nutzung werden bewusst als Teil Szenographie des Landschaftsbildes eingesetzt. Es entstehen Ausblicke, die an die grossen Landschaftsmaler erinnern. Der neu herausgearbeitete Panoramaweg durch diese Landschaft setzt die einzelnen Ausblicke für den Spaziergänger zum «bewegten Bild» zusammen. Die dramaturgische Raumabfolge findet ihre Entsprechung auch in der Differenzierung der Nutzungen: Ihre Verteilung fängt den touristischen Druck auf und verteilt den Andrang geschickt in der Landschaft. Anstelle grosser Gesten setzt die Gestaltung zurückhaltende Zeichen in die malerische Bergromantik der Rütlilandschaft. Wichtigstes Gestaltungselement bleibt die Choreographie des Weges. Einzig am Picknickplatz fügt das Konzept dem Denkmal ein neues gestalterisches Layer hinzu.

Ort: Bergwiese Rütli, Seelisberg, Schweiz
Projektphasen: Landschaftsentwicklungskonzept 2007, Realisation 2010–2012
Bauherr: Bundesamt für Bauten und Logistik BBL
Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan (ehem. Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten)
Architektur: Theres Aschwanden, Daniel Schürer, Zürich
Ökologie: Agrofutura, Frick
Fotografie: André Herger, Schweingruber Zulauf Archiv