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Bahnhofsengel, IBA Basel, Badischer Bahnhof

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Der Badische Bahnhof in Basel, 1913 vom renommierten Architekten Karl Moser im Jugenstil entworfen, besitzt sehr schöne expressive Fassaden und Hallen. Über dem zentralen Eingang thronen vier grosse, aus Stein gemeisselte Figuren. Vor dem Eingang stehen weitere Tierskulpturen in Form eines Brunnens.

Skulpturale Figuren liegen daher in den Genen des Bahnhofs. An diesem Punkt setzt die temporäre Toninstallation „Bahnhofsengel“ an. Das Projekt ist vom Kanton Basel Stadt initiiert und im Rahmen der internationalen Bauausstellung IBA Basel 2021 entstanden.

Sechs abstrakte Engel mit individuellen Persönlichkeiten spiegeln den Alltag der Bahnhofsbesucher wieder: „The Angel of Dreaming“, „The Angel of Solitude“, „The Angel of Speed“, „The Angel of Observation“, „The Angel of Greeting“ und „The Angel of Joy“.

Die drei Meter hohen Skulpturen lauschen den Passanten und erzählen uns – ihren Charakteren entsprechend – in einer Vielzahl von Sprachen Reisegeschichten.

Das Projekt interagiert mit dem Bahnhof als sozialen Lebensraum und dem Alltag an der Landesgrenze in einem gediegenen Bau zwischen Verweilenden, Einsamen, Quartierbewohnern, Voyeuren, Obdachlosen, Flüchtlingen und hin- und herflitzenden Pendlern.

Mit zwinkerndem Auge erinnern die Betonfiguren, welche mit kleinen Budget und Schnellsttempo erschaffen worden sind, an klassische Skulpturen. Kurios und humorvoll zugleich, steinern und bewegt, verträumt und freundlich begleiten einem die Engel auf dem Weg zum Gleis. Von der 15 Meter hohen Haupthalle über die 9 Meter hohe Verbindungshalle bis zur Unterführung. Die Formen der Skulpturen sind dynamisch und wandeln sich mit jedem Schritt. Die Rahmenbedingungen des Ortes als Dienstleistung – von Überwachungskameras, Fluchtwegen, Abfalleimern, bis hin zu Hydranten, Werbeplakaten und Beschilderungen der Deutschen Bahn – rücken die Engel an den Rand.

Die mit einem Klangteppich überlagerten Erzählungen sind in zehn Sprachen und beinhalten Beobachtungen, Monologe, Lyrik, Anekdoten und Zurufe. Sie tragen uns in fremde Länder und Situationen. In einer „Szenographie des Unsichtbaren“ lassen uns die Engel in die soziale, architektonische und atmosphärische Welt des Bahnhofslebens abdriften.

Ort: Badischer Bahnhof, Basel, Schweiz
Verfasser: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur mit Robin Winogrond
Tonaufnahmen: Varia Instruments, Simon Schär
Bilder: Daniela Valentini