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Wettbewerb Lärmschutzwand Zürich Grünau

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In der Schweiz schiessen Lärmschutzwände wie Pilze aus dem Boden, seit ein neues Bundesgesetz sie zwischen Autobahnen und Wohnsiedlungen zur Pflicht erklärt. Für die neu geforderte Lärmschutzwand beim wichtigen Stadteingang im Westen von Zürich gestaltete Studio Vulkan eine Partitur unterschiedlich geätzter Gläser, 4.5 m hoch und fast einen Kilometer lang, welche die Beziehung zwischen den beiden Seiten mit dem Bild einer Gardine thematisiert und unterschiedliche Transparenzen schafft. Die Gardine ist das Spiel innerhalb des streng vorgegebenen Rahmens vom ASTRA, mit Leichtigkeit erzählt sie rhythmische, sinnliche und ortsspezifische Geschichten. Verschiedene Ätzungen des Glases führen zu unterschiedlichen Durchlässigkeiten.

Das Projekt Sound Screen sucht die Umdeutung eines negativ besetzten, rein funktionellen Infrastrukturelements in ein gemaltes, bewegtes Bild von flüchtiger Poesie des Stadtalltags. Wo eine Trennwand gedacht war, ist nun eine Transformationsmembran. Die Ereignisse und Reize der anderen Seite bilden sich auf der Lärmschutzwand ab, in verwischter, verfremdeter Weise. Die geätzte Oberfläche, bewusst gewählt für ihre Unschärfe, abstrahiert und verfremdet gewohnte und gewöhnliche Bilder des Alltags. Je nach Blickwinkel, Sonnenstand, Jahreszeit und Tageszeit, entstehen im Sinne von täglichen Bewegungsströmen unterschiedliche Bildkompositionen.

Projektphasen: Wettbewerb 2013 1. Preis, Planung 2014–
Bauherr: Bundesamt für Strassen (ASTRA) Bern, Tiefbauamt der Stadt Zürich
Umfang: 800 lfm
Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Robin Winogrond
Fotografie: Robin Winogrond, Daniela Valentini
Film: Samuel Perriard

Screen of action

Betrachterdistanz, Objekt, Winkel und Lichteinfall

Die Bilder entstehen durch das Zusammenspiel von Lichtquelle, Standort des Betrachters und den Objekten und sind permanent im Wandel. Die Bilder auf diesem Panel sind sämtlich mit den geätzten Mustern gemacht worden und zeigen einen Strauss von zu erwartenden Ansichten und Effekten. In einer nächsten Phase müssen diese Tests mit grösseren Mustern wiederholt werden.

Quartier und Nationalstrasse

Die Wand schafft durch die Abstraktion der realen und in sich widersprüchlichen Seiten einen Dialog zwischen den Seiten. Durch die Bilder, die weder ein ‚Davor‘ noch ein ‚Dahinter‘ produzieren, entsteht eine Gleichwertigkeit der Seiten, die die Unvereinbarkeit der Seiten zu überwinden versucht.Das Konzept lässt eine Lesung der Wand im Sinne einer Gardine ebenso zu wie eine Lesung der Wand als Inszenierung von Urbanität und Bewegung.Es ist gerade die Eröffnung dieses Interpretaionsspielraumes, der der Wand ein hohes Identifikations-potential erschafft.