November 6, 2025

2057 Freiraumkonzept Fil Bleu Glatt

2057 Freiraumkonzept Fil Bleu Glatt

Ort:
Zürich, Schweiz

Projektphasen:
Planung 2013–2014; Aktivierung ab 2015; Beleuchtung ab 2022; Möblierung ab 2022

Bauherrschaft:
Grün Stadt Zürich, Stadt Opfikon, Gemeinde Dübendorf, Gemeinde Wallisellen, Kanton Zürich

Landschaftsarchitektur:
Studio Vulkan

Möbel Design:
Studio Vulkan mit Winfried Schneider

Möbelproduktion:
Burri

Ökologie:
Oeplan GmbH

Verkehrsplanung:
Suter von Känel Wild AG

Signaletik:
Integral Ruedi Baur Zürich

Fotografie:
Daniela Valentini

Render:
Winfried Schneider

Details:

Mit kurzen Schritten zum langen Park am Fluss

Große landschaftliche Entwicklungsprojekte entstehen heute – insbesondere über Gemeinde- und Stadtgrenzen hinweg – längst nicht mehr in einem einzigen großen Wurf. Immer häufiger handelt es sich um langfristige Prozesse, die sich über Generationen hinweg entfalten und sich schrittweise innerhalb sich wandelnder planerischer Rahmenbedingungen realisieren. Das Freiraumkonzept für das „Fil Bleu“ schlägt einen alternativen Weg vor: Durch eine einfache und robuste Strategie aus übergeordneten Gestaltungsprinzipien, kombiniert mit präzisen entworfenen, wiederkehrenden Elementen, wird der Parkraum entlang der Glatt bereits heute sichtbar und nutzbar gemacht – und kann sich gleichzeitig organisch und flexibel weiterentwickeln.

Vom eiszeitlichen Sumpfgebiet über ein kanalisiertes Industriegewässer bis hin zum heutigen Stadtbach erzählt die Glatt eine Geschichte mit vielen landschaftlichen und kulturellen Bildern. Angesichts des wachsenden Siedlungsdrucks im Einzugsgebiet steigt der Bedarf nach Erholungsräumen und durchgängigen Wegen – was jedoch oftmals im Spannungsverhältnis zu Natur- und Hochwasserschutz steht. Das „Fil Bleu“ formuliert ein gemeinsames Zielbild für den Flussraum, getragen von den angrenzenden Gemeinden und dem Kanton, das diesen vielfältigen Anforderungen gerecht wird.

Die Grundlage bildet ein einfaches, ortsspezifisch interpretierbares Regelwerk, das die zwei Flussufer unterschiedlich behandelt: Während das linke Ufer durch den Glattweg aktiviert wird und Aufenthaltsmöglichkeiten am Wasser schafft, wird das rechte Ufer naturnah entwickelt und bleibt nur punktuell zugänglich. Dieses asymmetrische Prinzip bildet eine tragfähige Balance zwischen Nutzungsdruck und ökologischer Aufwertung und erlaubt eine schrittweise, abschnittsweise Umsetzung entlang des Flussverlaufs.

Die Identität des entstehenden Parkraums wird durch einen gestalterischen Baukasten geprägt, dessen wiederkehrende Elemente den Flussraum als zusammenhängenden Landschaftsraum erfahrbar machen. Sitzobjekte mit Bezug zum Wasser, breite Treppenbänder und Uferpodeste schaffen Aufenthaltsqualitäten direkt am Fluss. Eine gezielte Beleuchtung inszeniert die hohe Dichte an Brückenbauwerken und erhöht deren Sicherheit in den Abendstunden. Temporäre Möblierungen ergänzen das Konzept und durchbrechen bewusst die lange Zeitschiene des Projekts – erste bauliche Setzungen markieren frühzeitig eine landschaftliche Transformation.

Die Möblierungselemente thematisieren nicht nur den Fluss, sondern laden aktiv zur Bewegung entlang des Weges ein. Jedes Objekt ist zugleich Teil eines Vita-Parcours, der zum sportlichen Durchqueren des Raumes anregt. Die Elemente ermöglichen sowohl körperliche Aktivität als auch entspanntes Verweilen – einzeln oder in der Gruppe, als spontane Lounge am Wasser oder als sozialer Treffpunkt im Alltag. Mit dem „Fil Bleu“ entsteht ein Parkkonzept, das langfristige stadt- und landschaftsräumliche Entwicklung mit kurzfristig sicht- und nutzbaren Qualitäten verknüpft. Der Flussraum wird nicht allein als landschaftliche Begleitstruktur der Siedlungsentwicklung gedacht, sondern als integraler Bestandteil eines übergeordneten Natur- und Stadtraums – ein dynamischer Ort zwischen Fließgewässer, Freiraum und urbaner Öffentlichkeit.