November 6, 2025
2669 Ruthalpark Winterthur
2669 Ruthalpark Winterthur
Ort:
Winterthur, Schweiz
Projektphasen:
Selektiver Wettbewerb 2023, 1. Preis
Bauherr:
Siska Immobilien
Landschaftsarchitektur:
Studio Vulkan
Architektur:
Boa Architektur
Verkehrsplanung:
IBV Hüsler
Visualisierung:
Atelier Brunecky
Fotografie:
Studio Vulkan
Details:
Fragmente im Dialog
Der Entwurf für den Ruhtalpark in Winterthur setzte bereits in der Frühphase des Wettbewerbs ein starkes Zeichen: Die ursprünglich geplante Zufahrt zur Tiefgarage wurde grundlegend überdacht und an einen alternativen Standort verlegt. Dieser Schritt eröffnete die Möglichkeit, ein historisches Ensemble aus zwei Bestandsgebäuden und zwei charaktervollen Bäumen zu erhalten. Anstatt entfernt zu werden, werden diese Elemente neu gelesen – als räumlich-programmatische Einheit in einem „Park der Infrastrukturfollies“. Der Verzicht auf Abriss und Baumfällung erlaubt es, den erhaltenen Strukturen eine zentrale Rolle in der Adressbildung, der räumlichen Gliederung und der langfristigen Nutzungsvielfalt des Parks zuzuweisen.
Die neu verortete, überdeckte Tiefgarageneinfahrt entlang der Brunngasse wird als multifunktionales Element ausgebildet und zugleich als oberirdischer Fahrradpavillon genutzt. Die Reduktion des Tiefgaragenvolumens minimiert den ökologischen Fußabdruck des Bauvorhabens und ermöglicht den Erhalt wertvoller Substanz.
Entlang der Brunngasse entsteht – unter Einbezug der Bestandsbäume – ein großzügiger, schattiger Kiesraum, der als lineares Aktivitätenband fungiert. Dieser integriert Eingänge, den Gebäudekörper an der Schaffhauserstrasse 10, Spiel- und Aufenthaltsflächen sowie Outdoor-Fitnessangebote.
Im Zentrum des Parks liegt eine weitläufige, offene Wiesenfläche mit lockerem Baumhain – eine nutzungsoffene Mitte, die vielfältige Aneignung ermöglicht. Um sie herum gruppieren sich spezifisch zugewiesene Funktionen im umlaufenden Band. Dieses flexible, partizipationsfreundliche Raummodell nimmt sämtliche funktionale Anforderungen auf, ohne die Offenheit der Mitte zu beeinträchtigen.
Der Erhalt des Gebäudes an der Schaffhauserstrasse 10 erlaubt dessen Umnutzung zum „Haus der Gemeinschaft“ – einem neuen Quartierszentrum. Gemeinsam mit den Bestandsbäumen entsteht ein
adressbildender Quartiersplatz, der den südlichen Auftakt des Parks markiert. Der Kopfbau vermittelt zugleich zur angrenzenden Hotelvorzone mit PKW-Stellplätzen.
Eine halböffentliche Zone vor dem Hotel geht über in einen breiten, promenadenartigen Weg entlang der sogenannten „Banane“. Dieser nimmt den Fußpunkt des geplanten Treppenturms zur Gleisbrücke auf und lenkt die Bewegungsströme in Nord-Süd-Richtung. Zwischen Promenade und Parkwiese vermittelt eine langgezogene, intensiv begrünte Terrasse den Höhenunterschied und schafft im Westen qualitätsvolle, kleinteilige Aufenthaltsräume.
Ein vielschichtiges, standortgerechtes Vegetationskonzept verbindet lockere Baumgruppen und -reihen mit artenreichen Pflanzungen aus Kleinbäumen, Sträuchern und Stauden in den Terrassen- und Vorzonen. Kletterpflanzen am Fahrradpavillon und eine biodivers gestaltete Parkwiese komplettieren ein klimaangepasstes, resilient strukturiertes Freiraumgefüge.