November 6, 2025
2280 The Park Butzenbüel Flughafen Zürich
2280 The Park Butzenbüel Flughafen Zürich
Ort:
Flughafen Zürich, Schweiz
Projektphasen:
Wettbewerb 2016, 1. Preis;
Realisierung 2017 – 2021
Auftraggeber:
Flughafen Zürich
Landschaftsarchitektur:
Studio Vulkan
Ökologie:
Oeplan
Wald:
BauSatz, René Bertiller, Anders Busse Nielsen
Objekte:
Winfried Schneider Produkt Design
Möbel:
Inch Furniture mit Luis Bischoff
Wasserelement:
JML Water Feature Design
Fotografie:
Daniela Valentini, Studio Vulkan
Details:
Aus Gegensätzen komponiert
2017 konnte Studio Vulkan den Wettbewerb für The Park gewinnen. Die Eröffnung erfolgte 2020 – zeitgleich mit dem neuen Circle, einem 180.000 m² umfassenden Multi-Komplex des japanischen Architekten Riken Yamamoto. Inmitten eines Spannungsfelds aus Rollbahnen, Autobahnachsen, Flughafengebäuden und urbanen Großstrukturen soll The Park, vormals ein kleiner Hügel namens Butzenbüel vor den Toren des Flughafens
Zürich, zu einem Ort der Besinnung, der Durchlässigkeit und des Innehaltens werden. Ziel des Wettbewerbs war es, diesen facettenreichen Ort unter Berücksichtigung strenger Natur- und Waldschutzgesetze in eine intensiv nutzbare Parklandschaft zu transformieren – und dennoch einen Raum der Erholung und Offenheit zu schaffen.
Studio Vulkan versteht den Butzenbüel als großmaßstäbliche Landschaftsskulptur, deren Form sich konsequent aus den Bedingungen des Ortes entwickelt. Ihr kommt eine ikonografische Eigenständigkeit zu, die präzise auf die Anforderungen des Circles und des Naturraums reagiert. Das gestalterische Potenzial liegt im Spannungsverhältnis der Gegensätze: Natur und Technik, Weite und Verdichtung, Beständigkeit und Veränderung.
Die Gestaltung greift auf vorhandene Materialien und Strukturen zurück, die in großmaßstäblicher Geste transformiert werden. Der kiesige Moränenboden wird in Wegen und Mauern sichtbar gemacht, der Wald als gestalteter Raum verstanden, der sich kontinuierlich weiterentwickelt. Kontrastreiche Szenarien – etwa ein Schilffeld vor einer 50 Meter langen Werbewand – provozieren neue Lesarten von Natur, Stadt und öffentlichem Raum.
Zwei prägnante Raumbilder verleihen dem Ort seine Identität:
Zum einen die Waldlichtung – eine geometrisch gefasste Öffnung im Waldbestand, definiert durch einen ringförmigen Baumsaum. Sie bildet einen in sich ruhenden Raum und tritt durch ihre Maßstäblichkeit in Dialog mit der Umgebung. Die Lichtung wird zur Himmelsarena – ein Ort des Stillstands und des Blicks nach oben.
Zum anderen das Thema der vertikalen Schichtung des Hügels: Auf Schweizer Gletschermoräne folgt Schweizer Wald, darüber erhebt sich eine topografisch modellierte Landschaftsebene mit einer neuen Himmelsplattform. Diese minimal vertiefte Fläche umfasst einen Wasserfilm und Nebeldüsen, die den Himmel thematisieren und zugleich sinnlich erfahrbar machen. Eine horizontale Scheibe aus monolithisch geschliffenem Beton – eine abstrahierte Reminiszenz an die kiesige Moräne – markiert den Ort als Skulptur im Raum.
Basierend auf dem bestehenden Wegesystem werden zwei neue Hauptwege entwickelt. Sie vernetzen die Zugangspunkte, erweitern sich an Treffpunkten und Aussichtsorten und erschließen die Vielfalt der Waldbilder. Bestehende Feuchtbiotope und artenreiche Magerwiesen ergänzen die szenografische Erzählung entlang der Wege.
Ziel war es, die Nutzungsmöglichkeiten des Parks zu maximieren – mit minimal sichtbarer Infrastruktur. Ein eingebetteter Waldpavillon dient als stiller Rückzugsort, während ein nebenliegendes Plateau mit Hanglage zur Tribüne wird. Unterstützt durch eine zurückhaltende Infrastruktur entsteht ein Festplatz, offen für Veranstaltungen ebenso wie für spontane Nutzungen und Picknicks.
Ein schräg geführter Lift, als Erweiterung der Rolltreppen gedacht, schneidet sich als präziser Einschnitt in die Topografie. Während der Fahrt macht er die rohen, kiesigen Wände der Moräne körperlich erfahrbar – eine Bewegung durch die Schichten der Landschaft.
Ein zentrales Anliegen des Entwurfs war es, ökologische Bedingungen mit atmosphärischen und räumlichen Qualitäten eines Parks neu zu verweben. Natur- und Waldschutz werden nicht nur berücksichtigt, sondern als gestalterisches Leitmotiv bewusst inszeniert. Nur durch gezielte Pflegemaßnahmen bleibt etwa der Baumring mit seiner Lichtung lesbar. Die vegetative Dynamik wird kreativ genutzt, um differenzierte, räumlich erfahrbare Landschaftsräume zu erzeugen. In Reaktion auf das vielfältige Umfeld entstehen sieben Zonen, die sich in Dichte, Artenzusammensetzung und Atmosphäre unterscheiden – und gemeinsam ein vielschichtiges, wandelbares Naturbild zeichnen.