November 7, 2025

1877 Gruppe Krokodil

1877 Gruppe Krokodil

Ort:
Glattal, Zürich, Schweiz

Projektphasen:
Initiativprojekt seit 2008

Landschaftsarchitektur:
Studio Vulkan (ehem. Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten)

Architektur:
Boltshauser, EM2N, Frank Zierau, Pool Architekten

Details:

Glatt – Identität abseits der Kernstadt

Das ursprüngliche Glatttal mit seinen dörflich geprägten Strukturen, eingebettet in die Kulturlandschaft nordwestlich des Zürcher Stadtkerns, hat sich durch massive infrastrukturelle Investitionen in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Die fortschreitende Verdichtung und das Aufblähen ehemals eigenständiger Dorfkerne haben zu einer zunehmend homogenen, räumlich und funktional unscharfen Gemengelage aus Stadt und Landschaft geführt – einem patchworkartigen Gefüge aus bebauten und unbebauten Flächen ohne klare räumliche Hierarchie.

Der Typus der suburbanen Stadtlandschaft scheint in seiner bisherigen Form an seine Grenzen gestoßen zu sein – auf Kosten einer immer weiter fragmentierten und überformten Landschaft. Die Strategie der Gruppe Krokodil setzt diesem Trend ein alternatives Narrativ entgegen und postuliert „Glatt“ als eine zusammenhängende Stadt – ein urbanes Kontinuum vom Flughafen Zürich bis nach Uster.

Ein zentrales Element dieser Vision ist der Umgang mit den verbleibenden Freiräumen: Die Studie schlägt eine konsequente Begrenzung des Siedlungsraums auf den Talboden sowie eine strukturelle Gliederung durch eine Abfolge großmaßstäblicher Parks vor. Diese setzen klare räumliche Marker und verleihen der diffusen Agglomerationsstruktur eine übergeordnete Ordnung und neue Lesbarkeit.
Trotz der oftmals kritischen Wahrnehmung ist die Agglomeration ein funktionierendes und dynamisches Modell urbaner Entwicklung. Die Koexistenz von historischen Dorfkernen, Businessparks, Wohnhochhäusern und renaturierten Flussräumen steht exemplarisch für eine „Stadt der Brüche“. Diese Vielfalt an räumlichen und funktionalen Typologien wird jedoch bislang kaum als Qualität verstanden – nicht zuletzt aufgrund des Mangels an verbindenden Strukturen und übergeordneten Konzepten.

Die vorgeschlagene Serie großflächiger Parks verleiht dieser fragmentierten Urbanität eine neue Hierarchie. Im Unterschied zu den kompakten Freiräumen der Kernstadt orientieren sich die Parks der Stadt Glatt in Maßstab und Funktion an internationalen Regionalparks. Sie sind im besten Sinne als „Landschaftsparks“ zu verstehen – nicht im Sinne einer romantisierenden Ästhetik, sondern als produktive, strukturierende, identitätsstiftende Räume.
Diese Parks integrieren und schützen bestehende landschaftliche Potenziale und bauen auf vorhandenen Qualitäten auf. Ihre differenzierte Programmierung – etwa als Sport-, Energie-, Freizeit- oder Naturraum – schafft ein Netzwerk, das den heterogenen Siedlungsraum verbindet, gliedert und neue Formen urbaner Identität ermöglicht.