November 7, 2025

1668 Landschaftspark Rütli Seelisberg

1668 Landschaftspark Rütli Seelisberg

Ort:
Seelisberg, Schweiz

Projektphasen: Landschaftsentwicklungskonzept 2007, Realisation 2010–2012

Bauherr:
Bundesamt für Bauten und Logistik BBL

Landschaftsarchitektur:
Studio Vulkan (ehem. Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitektur)

Architektur:
Theres Aschwanden, Daniel Schürer

Ökologie:
Agrofutura

Fotografie:
André Herger, Schweingruber Zulauf Archiv, Daniela Valentini

Detail:

Ein Nationaldenkmal ohne Monument

Das Rütli, durch den Rütlischwur als «Wiege der Schweiz» berühmt, kommt als Schweizerisches Nationaldenkmal ohne ein eigentliches Monument aus. Die Landschaft als Ganzes bildet das Denkmal; der berühmte Dreiländerbrunnen und die Rütliwiese sind nur Teile des größeren Ganzen. Folgerichtig wurde der Ort bereits im 18. Jahrhundert als Landschaftspark gestaltet, der das laut Schiller «unwirtliche Gestade» des Vierwaldstättersees als ideale Landschaft inszeniert. Die sorgfältige, perspektivische Staffelung raumwirksamer Elemente wie Lichtungen und Einzelbäume, Sichtachsen und Zierbauten schuf das Bild einer Voralpenidylle, in der sich die Schweiz wiederfand.

Diesem bedeutungsschweren Kontext trägt das neue Landschaftsentwicklungskonzept auf drei Ebenen Rechnung: dem ökologischen Aspekt der voralpinen Uferlandschaft, dem landwirtschaftlichen Aspekt sowie der denkmalpflegerischen Ebene und den daraus folgenden Nutzungsansprüchen zwischen Kultur und Erholung.

Mit gezielten Pflegemaßnahmen wurden die grundlegenden Qualitäten des Parks wiederhergestellt: Wichtige Blickachsen, wurden wieder freigestellt, wodurch die felsige, voralpine Szenerie und der See wieder sichtbar werden. Die Lichtungen innerhalb der Landschaft spielen mit der Dramaturgie von Exponiert- und Verborgenheit sowie mit der geheimnisumwobenen Atmosphäre, die dem Treffen der Eidgenossen am Rütli anhaftet. Die Landschaft sowie ihre landwirtschaftliche Nutzung werden bewusst als Teil der Szenografie des Landschaftsbildes eingesetzt. Es entstehen Ausblicke, die an die Werke großer Landschaftsmaler erinnern.

Der neu herausgearbeitete Panoramaweg durch diese Landschaft setzt die einzelnen Ausblicke für den Spaziergänger zum «bewegten Bild» zusammen. Die dramaturgische Raumabfolge findet ihre Entsprechung auch in der Differenzierung der Nutzungen: Ihre Verteilung fängt den touristischen Druck auf und leitet den Andrang geschickt in der Landschaft. Anstelle großer Gesten setzt die Gestaltung zurückhaltende Akzente in die malerische Bergromantik der Rütlilandschaft. Dies funktioniert unaufdringlich durch Natursteinmauern, Schotter- und Natursteinpflasterbeläge und rustikale Holzgeländer am Wegesrand.

Das wichtigste Gestaltungselement bleibt die Choreografie des Weges. Lediglich am Picknickplatz fügt das Konzept dem Denkmal ein neuer gestalterischer Layer durch organische Sitzelemente hinzu.