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Naturmuseumspark St. Gallen

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Der Standort des Parks steht exemplarisch für das Paradoxon der Schweizer Landschaft: Infrastrukturen, Stadtrandgebiete und ländliche Idylle sind engmaschig verwoben. So beginnt die Aufgabe: Wie kann die Gestaltung eines Parks mit dem Thema Naturgeschichte über einem Autobahntunnel zwischen Sportanlagen, Wohnsiedlungen und Ausfallstrasse heutzutage aussehen?
In einer Zeit wo Begriffe wie Natur oder Landschaft keinen eindeutigen Inhalt mehr haben, setzt sich der Park mit dem Thema künstliche Natürlichkeit / natürliche Künstlichkeit auseinander.

Ein Hainbuchen-Hain mit Farnen und Stauden unterpflanzt fasst den Park ein. Er filtert den heterogenen Kontext und ermöglicht den Besuchern, geistig in den Park einzutauchen. Neben den überwiegend einheimischen Pflanzen stehen exotische Hortensien für das Paradoxon des Ortes. Eingebettet in diese atmosphärische Kulisse schaffen enorme Trittsteine einen Weg als Ausstellung. Sie sind Träger poetischer sowie wissenschaftlicher Botschaften. Fragmentarisch im Park verstreut wirken sie als Katalysatoren unserer Neugier und Imagination. 30 cm hohe, in Beton gemeisselte Zitate und wissenschaftliche Bezeichnungen der lokalen Geologie stehen neben lokalen Fossilien und riesigen Findlingen des Geschiebes der Gletscher. Anders als der pädagogische Zugang im Museum ist hier das Ziel, Besuchern einen Hauch an persönlichem Zugang zu den scheinbar unendlichen Zeitspannen und Transformationsprozessen der Naturgeschichte zu ermöglichen. Der omnipräsente Ostschweizer „Naturbeton“ Nagelfluh steht dem identisch aussehenden, künstlichen Baustoff Beton gegenüber. Der formbare Beton zeigt sich, neben einer natürlich-wilden Erscheinung, mit Mustern menschlicher Herkunft wie Abdrücke von Drainagematten oder Holzlatten. Der kulturell bedeutende Ostschweizer Sandstein mit seiner wunderschönen grünlichen Farbe tritt als natürliche Schotterebene neben künstlichen Artefakten auf. Der ganze Park ist in Eigenregie begehbar. Beim Laufen auf dem groben Schotter muss sich der Mensch achtsam und bescheiden der Natur fügen. Die drei für die Ostschweiz bedeutenden geologischen Epochen werden zur Schau gestellt, um die unfassbaren Dimensionen der geologischen Geschichte in eine kleine, erinnerbare Story zu fassen. Dass St. Gallen einst Teil des tropischen Ozeans war, zeigen Schriftzüge wie ‚Bahamas’, Sumpfzypressen oder Fossilien von Dinosauriern. Riesige, farbige Findlinge nehmen Bezug auf die eiszeitlichen Gletscher, die sie ins Mittelland transportierten. Die Kirchengemeinde St. Maria Neudorf wünschte sich, dass der Park, aufgespannt zwischen Kirche und Museumsbau, einen Dialog über die zwei Theorien der Entstehung der Welt thematisiert; einmal aus Sicht der Religion und einmal aus Sicht der Wissenschaft. Drei Zitate aus der Bibel, von Max Plank und von Darwin bespielen dieses Thema. Als Adressbildung stehen vor der Museumsfassade Ginkgos und Lärchen und offenbaren ein Naturrätsel. Als ältester Baum der Welt gilt der Ginkgo mit seinen zarten, fächerförmigen Blättern als Nadelbaum. Die Lärche dagegen ist ein Nadelbaum, verliert aber seine Nadeln im Winter. Die beiden Baumarten teilen optisch ihre neongrünen Nadeln im Frühling und die gelbfarbigen im Herbst.

Ort: Rorschacherstrasse 253,  9016 St. Gallen, Schweiz
Projektphasen: Wettbewerb 2009, 1. Rang, Realisation 2017-2018
Bauherr:  Hochbauamt St. Gallen
Landschaft: Robin Winogrond, Ausarbeitung und Realisierung Studio Vulkan Landschaftsarchitektur
Architektur: Armon Semadeni Architekten GmbH, Zürich in Zusammenarbeit mit Meier Hug Architekten AG, Zürich
Fotografie: Das Bild/Judith Stadler, J. C. Jossen, Studio Vulkan

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