November 6, 2025

2132 Wohnviertel Hobelwerk Winterthur

2132 Wohnviertel Hobelwerk Winterthur

Ort:
Winterthur, Schweiz

Projektphasen:
Testplanung 2014, 1. Preis; Realisierung 2021 – 2024

Bauherr:
Baugenossenschaft mehr als wohnen, Zürich

Landschaftsarchitektur:
Studio Vulkan

Architektur:
Pool Architekten, Ramser Schmid Architekten/ in situ / Pascal Flammer Architekten

Fotografie:
Daniela Valentini, Studio Vulkan

Detail:

Adaptive Landschaftsstrategien für resiliente urbane Ökosysteme

Auf dem ehemaligen Industrieareal Hobelwerk in Winterthur ist ein neues, gemischt genutztes Wohn- und Gewerbequartier entstanden – gedacht nicht als statisches Ensemble, sondern als lebendige, sich stetig entwickelnde Landschaft.

Partizipative Planungsprozesse waren von Beginn ein integraler Bestandteil des Projekts. Wie ein kultivierter Garten befindet sich das Quartier in einem kontinuierlichen Wandel – geformt durch die alltäglichen Rhythmen, Aneignungen und Nutzungen seiner Bewohnerschaft. Im Zentrum steht das Bestreben, zentrale Zukunftsthemen – Hitzeminderung, Wassermanagement und Biodiversität – in einen gemeinsamen Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere zu verweben.

Die ehemalige Z-Halle wurde zu einem überdachten Quartiersplatz umgenutzt – ein geschützter, wandelbarer Ort für ganzjährige, witterungsunabhängige Nutzungen. Direkt angrenzend verläuft eine zentrale Quartiersgasse als verbindendes Rückgrat und sozialer Treffpunkt – gegliedert durch variierende Bodenbeläge und gezielte Baumpflanzungen, die Räume definieren, ohne sie zu schließen.

Im Südosten markiert eine grüne Vorzone entlang des Hobelwerkwegs den Übergang zum öffentlichen Raum. Entlang der nördlichen Grundstücksgrenze rahmt ein mehrschichtiger Gehölzsaum mit Gemeinschaftsgärten und Rückzugsorten das Areal. Auf dem Dach von Gebäude D bietet ein Wildbienengarten ökologische Vielfalt in der Vertikalen, während Gebäude A einen intimen Innenhof umschließt – im Alltag liebevoll als „Grüne Hölle“ bezeichnet. Hier erzeugen dichte Vegetation und ein künstlich modellierter Felsen die Atmosphäre eines Auenwaldes. Großkronige Bäume spenden kühlenden Schatten, und eine mehrschichtige Pflanzstruktur trägt durch Blattmasse und Verdunstung zur mikroklimatischen Regulation bei.

Im gesamten Quartier sorgt eine vielfältige Auswahl heimischer Baumarten für ein gemäßigtes Mikroklima. Im Zentrum des Gestaltungsansatzes steht die Reduktion versiegelter Flächen zugunsten durchlässiger, wasserspeichernder Bodenschichten. Regenwasser von Dächern und Freiflächen wird nicht abgeleitet, sondern gezielt vor Ort genutzt: es versickert direkt, wird in einer Zisterne gespeichert oder zur Bewässerung der Gemeinschaftsgärten wiederverwendet. Flache Mulden, über das Gelände verteilt, nehmen Oberflächenwasser
auf, speichern es temporär und leiten es langsam in den Untergrund – dabei kühlen sie die Umgebung und fördern die ökologische Vielfalt.

Das Zusammenspiel aus strategischer Bepflanzung, einfachen Wasserkreisläufen und anpassungsfähigen Freiräumen erzeugt ein widerstandsfähiges Landschaftsgefüge – robust, wandelbar und ortsverbunden. Hier begegnen sich ökologische Systeme, nachbarschaftliches Leben und der Klimawandel – leise, aber mit nachhaltiger Wirkung.